Ersterwähnung des
Dorfes Meilendorf

Die erste urkundliche Erwähnung erfährt Meilendorf im Jahre 1276, unter dem Namen "Milendorp".
„[...] quatuor mansos et dimidium sitos in Milendorp villa iuxta Qualendorp sita [...]“
Codex Diplomaticus Anhaltinus, hrsg. von OTTO VON HEINEMANN, Zweiter Teil: 1212-1300, Dessau 1875, Nr. 477, S. 344 (1276 Jun 12).

Inhalt

Bei diesem Dokument handelt es sich um einen Vertrag zu einem Gebietstausch:
Der Kirche von Mildensee gehörte Land in der Nähe von Halberstadt, was jedoch weit entfernt liegt und somit schlecht zu verwalten war. Dies wurde dem Stift St. Paul in Halberstadt verkauft. Im Gegenzug bekam die Kirche in Mildensee Land bei Meilendorf, das in ihren Einzugsbereich lag, vom Fürsten Siegfried I. und Johannes von Waldersee geschenkt.

"Aus dem Original im Staatsarchiv zu Magdeburg, mit dem an einem Pergamentbande anhängenden, ganz unbedeutenden Siegelbruchstück des Ausstellers. — Vergl. no. 478 und 484"
1276. Juni 16. Magdeburg. Propst Bernhard von Mildensee willigt in den Verkauf von zwei der Kirche zu Waldeser gehörigen Hufen Landes zu Winningen an das Stift S. Pauli zu Halberstadt seitens derer von Waldeser sowie in die Entschädigung der genannten Kirche durch 4 Hufen zu Meilendorf.

Originaltext

"Bernardus Dei gratia prepositus ecclesie in Mildense, Magdeburgeiisis dyocesis, omnibus, ad quos pervenerit presens scriptum, salutem in Domino sempiternam. Ad ea, que comodum eccclesiarum respiciunt et profectum, libenter voluntatem nostram adhibemus pariter et consensum. Noverint itaque universi, quod consensimus liberaliter super eo, quod Johannes de Waldeser, Henricus et Thidericus, filii eiusdem, capitulo ecclesie sancti Pauli Halberstadensis duos mansos ad dotem ipsius ecclesie iu Waldeser pertinentes, sitos quidem in Winninge, vendiderunt et distraxerunt pro marcis sexaginta Halberstadensis argenti et ponderis, transferentes de consensu Heidenrici plebani eiusdem ecclesie in capitulum et ecclesiam supradictam sancti Pauli omne ius et utilitatem omnimodam, cum quibus dictos mansos possedit dotis nomine ecclesia in Waldeser memorata. Pensatis quoque comoditatibus et utilitatibus ecclesie parrochialis iam dicte Johannes et filii eius prefati quatuor mansos et dimidium sitos in Milendorp villa iuxta Qualendorp sita contulerunt ecclesie eidem cum omni iure et utilitate in restaurum predictorum mansorum duorum possidendos perpetuo proprietatis tytulo, ex traditione siquidem et donatione illustris comitis Siffridi de Anhalt et suorum heredum, prout hec omnia et singula in instrumentis tam comitis iam predicti quam etiam Johannis et ipsius heredum dinoscitur plenius contineri. In cuius rei testimonium presentes litteras sigilli nostri inpressione fecimus roborari.
Datum Magdeburg, anno Domini m°.cc°.lxxvj°, xvj° Kalendas Julii."

Übersetzung

Bernhard von Gottes Gnaden Propst der Kirche von Mildensee, in der Diözese Magdeburg, entsendet allen, zu denen eben dieses Schreiben gelangen wird, seinen immerwährenden Gruß im Herren. Zu dem, was dem Interesse und Ertrag der Kirchen beiträgt, zeigen wir gerne unseren Willen und gleichermaßen unser Einverständnis. Deshalb sollen alle wissen, dass wir freigiebig damit einverstanden sind, dass Johannes von Waldeser, Henricus und Thidericus, seine Söhne, dem Kirchenstift Sankt Paul zu Halberstadt zwei Hufen , die zur Mitgabe derselben Kirche in Waldeser (heute Waldensee) gehören, die allerdings in Winningen gelegen sind, verkauft haben und dafür 60 Mark / Pfund Silber aus Halberstadt erhalten haben, indem sie mit dem Einverständnis des Pfarrers Heidenricus derselben Kirche an das Stift und die oben genannte Kirche Sankt Paul alle Rechte und jedwede Nutznießung, mit denen die vorher erwähnte Kirche zu Waldeser die genannten Hufen mit der Bezeichnung der Mitgabe besessen hatte, übertragen haben. Um die Interessen und die Nutznießung der obengenannten Pfarrkirche zu entschädigen, gaben der oben genannte Johannes und seine Söhne 4 ½ Hufen, die in dem Dorf Milendrop (Meilendorf) liegen, das nahe bei Qualendorp (heute Quellendorf) liegt, eben dieser Kirche mit allen Rechten und der Nutznießung als Ersatz für den Besitz der zuvor genannten zwei Hufen mit dem dauerhaften Rechtsanspruch des Eigentums, nämlich durch die Bestimmung und Schenkungsurkunde des erlauchten Fürsten Siffridus von Anhalt und seiner Erben, so wie dies alles anerkannt wird, dass es in den Urkunden sowohl des bereits oben genannten Fürsten als auch des Johannes und seiner Erben festgehalten wird. Zum Zeugnis in dieser Angelegenheit haben wir persönlich das Schriftstück verfasst, das durch das Aufdrücken unseres Siegels bestätigt wird.
Gegeben in Magdeburg, im Jahr des Herren 1276 an den 16. Kalendern des Juli (= 16. Juni)

© Übersetzung durch Jörg Nowotny, 2025

Anmerkungen

  • 1 Hufe: mittelalterliches Flächenmaß, das je nach Zeit und Gegend variierte; 1 Hufe ~ 30 – 65 Ar
  • 2 Mitgabe: Zu jeder Kirche gehörten u.a. Ländereien, die bewirtschaftet wurden, um die Kirchen und die Gemeinde finanziell abzusichern. Der hier verwendete Begriff „dos“ bedeutet eigentlich „Mitgift“.
  • 3 Mark: eine Gewichtseinheit, die je nach Gegend und Zeit variierte; zu der Zeit: 1 Mark = 234,1 gr.
  • 4 Siegfried I., Sohn von Heinrich I., 1. Fürst von Anhalt; Begründer der Köthener Linie (ältere Zerbster Linie) wird Siegfried I., In seiner Grafschaft liegen unter anderem die Orte Dessau und Wörlitz.