Die Geschichte der
Meilendorfer Kirchen

Kirche Meilendorf

Kirche Meilendorf in "besseren Tagen", Ansicht von Osten
© Bilddatei ist Eigentum von B. Friedrich-Pech, 2005

Die Dorfkirche Meilendorf befindet sich in der Stadt Südliches Anhalt, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt.
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der
Erfassungsnummer 094 70222 als Baudenkmal eingetragen.
Das Baudenkmal umfasst weiterhin den zentralen Platz um die Kirche und das westlich gelegene Völkerschlachtdenkmal.

Architektur

In den Jahren 1879 bis 1880 entstand in Meilendorf eine neugotische Backsteinkirche.
Das einschiffige Gotteshaus besitzt ein Querschiff und einen schmalen Westturm.
Im Glockenturm hängt eine Glocke von 1739.

Geschichte

Wann die erste Kirche in Meilendorf gebaut wurde, lässt sich heute nicht genau sagen.
Zu Beginn befanden sich die Kirchen auf dem Gelände des Friedhofes.

Ein erster Kirchenbau wird für die Spätromanik angenommen und soll um 1400 erfolgt sein.
Amtlich erwähnt wird die Kirche erstmals im Amtsregister von 1547: „Es ist ein Kirch zu Milendorf…“.
Diese Kirche wurde durch einen Neubau ersetzt, wobei unklar bleibt, ob dieses das ganze Gotteshaus betraf.
Dieser wurde notwendig, nachdem das Dorf im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1644 niedergebrannt
und fast vollständig verlassen wurde.

Eindeutiger wird es im 18. Jahrhundert.
Fürst LEOPOLD I von Anhalt-Dessau ("Alter Dessauer") lässt 1717 bis 1723 eine neue Kirche bauen.
„Der Turm ist durch seine Bauart und Höhe (ungefähr 105 Fuß hoch) verbunden mit der hohen Lage der Kirche,
der ansehnlichste in der ganzen Gegend und mehrere Meilen in der Rund sichtbar.
Er ist, wie die Kirche selbst, ganz aus Mauersteinen ausgeführt – unten viereckig und von
geringerer Breite als die Kirche – von der Mitte an achteckig und oben in eine schiefergedeckte
Kuppel zusammengehend, welche in eine schlanke Spitze mit Kopf, Fahne und Stern ausläuft.
Er besteht aus 4 Stockwerken. Jedes der 2 unteren hat 3 fensterähnliche Öffnungen mit Löchern,
das 3. runde und das oberste 4 große Schalllöcher. Im untersten Raum wurden die Bahren aufbewahrt“.

Im dem Turm der Kirche hingen 2 Glocken.

Folgende Stifter-Inschrift war über dem nördlichen Eingang der Kirche zu lesen:
„Anno 1717 / Bei glorwürdigem Regierung Serenis Fürst Leopold zu Anhalt etc. etc. ist diese Kirche nachdem durch Gottes
gnade die hiesige Gemeinde sich verstärket und die vorige zu klein worden von Grund aus neu gebaut.
Got erhalte das Hochfürstliche haus und diese seine Wohnung in Vatersegen und Gnade – Amen“

Die Baukosten betrugen zu jener Zeit 1300 Reichstaler.

Historische Barockkirche

Historische Ansicht der barocken Kirche zu Meilendorf 1842, *KI optimiert
© Bilddatei ist Eigentum von AELKA, Bestand herzogliches Konsistorium, R13, Nr.18, Bd.I.

Die barocke Kirche von 1717 galt bereits im Jahr 1752 als baufällig.
Ihre Orgel von 1800 musste 1860 erneuert werden.
Als 1876 größere Reparaturen nötig schienen und die Bevölkerungszahl gestiegen war, kam die herzogliche Bauverwaltung zu dem Schluss, dass erneut ein Neubau nötig wäre.

Der Neubau einer neugotischen Backsteinkirche wurde 1880 in dem Bereich des Dorfteiches, diesen man extra verkleinerte, in Angriff genommen.
Beim Abriss der 1717 erbauten Kirche im Jahr 1882 auf dem Geländes des Friedhofes, hat man im Schutt
eine Anzahl Münzen aus der Zeit um 1390 gefunden, so dass anzunehmen ist,
dass damals schon eine Kirche gestanden haben muss.

Den Türsturz der barocken Kirche samt Stifter-Inschrift beließ man zunächst auf dem Friedhof.
Später kam der Türsturz in den Garten des Amtmannes.

Die beiden Glocken der Barockkirche zogen mit in den Turm des Neubaus der Backsteinkirche um.
Die Backsteinkirche in der Dorfmitte wurde zunächst mit einem englischen Schieferdach auf Latten eingedeckt.
Diese Dach wurde aber in rheinischem Schiefer auf Schalung 1905 neu ausgeführt.

Neugotische Backsteinkirche

Historische Ansicht der neugotischen Backsteinkirche zu Meilendorf um 1900, *KI optimiert

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche, insbesondere der Turm, am 15. April 1945, also nur wenige Tage vor Kriegsende, durch Beschuss von Panzern der US Streitkräften beschädigt. Seid diesem Tag besteht der Kirchturm nur noch als Pyramidenstumpf und es fehlen dem Kirchturm 14,7m an Höhe.

Die provisorische Reparatur des Kirchturms begann im Februar 1950.

Bauzeichnung Kirchturmreparatur von 1950

Bauzeichnung Kirchturmreparatur von 1950
© Bilddatei ist Eigentum vom Kirchenbauamt Dessau

Die Gemeinde Meilendorf gehört zum Pfarramt Quellendorf im Kirchenkreis Dessau der Evangelischen Landeskirche Anhalt. Die Kirche wurde für kirchliche Zwecke bis 1972 genutzt. Aus finanziellen (auch politischen) Gründen kam es danach zum Verfall der Kirche. Um eine Lösung zu diesem Problem zu finden, gab es eine Zusammenkunft am 13.05.1986 zwischen dem Pfarrer aus Quellendorf, Vertretern der Abteilung des Inneren (Zuständigkeit für Kirchenfragen) aus Köthen, dem Bürgermeister und dem stellvertretenden Bürgermeister. Das Gespräch hatte das Thema "Beseitigung des Schandfleckes Kirchengebäude" (Zitat Bürgermeister).

In dem Jahr 1986 gab es dann den Beschluss des Gemeindekirchenrates:

  1. 1. Verkauf des Kircheninventares
  2. 2. Aufgabe der Kirchenruine
  3. 3. Suche nach einem neuen Rechtsträger - Ein vom Rat des Kreises geforderter Abriss konnte nicht geleistet werden
Der Abriss sollte dann 1987 erfolgen, was aber durch angagierte einzelne Personen aus der Gemeinde verzögert wurde. Die politische Wende 1990 verhinderte dann entgültig einen Abriss.

Im Jahr 1991 wurde die Kirche entwidmet und ging durch den symbolischen Verkauf in Höhe von 1 Mark in das Eigentum der Gemeinde Meilendorf über. In diesem Zusammenhang wurde der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert als Leihgabe an die Kirche in Quellendorf übergeben.
Verblieben sind in der Kirche im Chor der Altarblock und im westlichen Bereich des Kirchenschiffes die Reste der Orgel mit entsprechender Empore.

Auch ein Stück Kriminalgeschichte hat die Kirche aufzuweisen. Mal abgesehen von den Vandalen und Plünderern der Orgelpfeifen und Teilen der Fensterbleiverglasung, ist der nächtliche Diebstahl der Dachkugel hervorzuheben. Die Dachkugel der ehemaligen Kirchturmspitze war mit Schriftstücken der Kirchengeschichte des Ortes gefüllt. Nach dem Krieg wurde diese auf dem Dach der Sakristei angebracht, welche dann über Nacht kurz vor Beginn der Dacharbeiten verschwand und bis heute nicht wieder aufgetaucht ist.

noch vorhandene Dachkugel 1992

noch vorhandene Dachkugel 1992

In den Jahren 1995 - 1996 gab es ABM Maßnahmen im Dorf unter Leitung des Vereins "Unter einem Dach". In diesen Zusammenhang wurden einige Sanierungsmaßnahmen im Inneren der Kirche und Dachausbesserungsarbeiten durchgeführt. Weiterhin entstand ein Holzgutachen von der Dachkonstruktion. Alle Arbeiten wurden schlagartig durch einen Baustopp abgebrochen.
Gründe dafür sind vielschichtig und wurden in einem Zeitungartikel zusammengefasst.

ZeitungsartikelMZ1995

ZeitungsartikelMZ1995

Im Jahr 2003 wurden Sicherungsmaßnahmen am Kirchturm ausgeführt. Dabei wurde der Turm mit Maschendraht gegen herabfallende Teile eingewickelt.

Sicherungsmaßnahmen Turm

Sicherungsmaßnahmen Turm 2003

Die Kirche ist derzeit eine Ruine (2024), was nicht so bleiben soll...

Quelle: Wikipedia
Quelle: Günther Fischer, Fraßdorf